KATALOGE DER FRANKFURTER UND LEIPZIGER BUCHMESSEN
Die Buchhandelskataloge, gemeinhin als Messkataloge bezeichnet, bieten einen einzigartigen Überblick über die deutsche und in vieler Beziehung auch über die europäische Buchproduktion für fast 300 Jahre (1594-1860). Dieses Informationsmedium, für den damaligen Buchhandel bestimmt, ist heute unter dem historischen Aspekt eine wichtige Gesamtbibliografie dieses Zeitraums.
Im 16. Jahrhundert entwickelt, boten die Messkataloge für die Frühjahrs- bzw. Ostermesse und die Herbst- bzw. Michaelismesse eine mögliche Gesamtschau des Buchangebotes in diesem Zeitraum. Erst als andere Informationsmedien diesen Platz übernahmen, wurden sie 1860 eingestellt.
Die Digitalisierung basiert auf der Mikroverfilmung der Messkataloge von 1594 ab. Es war eine editorische Meisterleistung, die verschiedenen außerordentlich unvollständigen Bestände in den einzelnen Bibliotheken zusammenzuführen, um eine fast nahezu komplette Abfolge zu erreichen. Nur einige wenige Jahre während des 30jährigen Krieges sind offensichtlich keine Messkataloge erschienen.
An diesem Projekt waren alle großen deutschen Bibliotheken dankenswerterweise beteiligt. So konnte eine lückenlose Primärquelle erstellt werden für die Geschichte der Wissenschaften, der Literatur, des Verlagswesens und der geistigen Entwicklung in Mitteleuropa. In ihrer inneren Struktur wechselten sie während der langen Erscheinungsperiode verschiedentlich die formale Gliederung. Zunächst bildeten sie das alte Universitätsprinzip der Fakultäten ab, dann, mit der Übernahme der Kataloge durch den Verleger Philipp Erasmus Reich und den Weidmann Verlag 1759, kamen strengere buchhändlerische Aspekte hinzu. Neue alphabetische Ordnungen erhöhten die praktische Benutzbarkeit der Kataloge im buchhändlerischen Alltag. Außerdem wurde der Erfassungsraum ausgedehnt auf die neu entstehende westeuropäische Literaturszene. Es gab auch eine Abteilung der zukünftig erscheinenden Bücher, die einen interessanten Einblick in Projekte gibt, die sonst auf anderem Wege nicht nachgewiesen werden können.
Diese Digitalversion der Mikroficheausgabe stellt eine einmalige Primärquelle dar zur geistigen und wissenschaftlichen Entwicklung des europäischen Kontinents.